Medikamente und Tabletten symbolisieren mögliche Wechselwirkungen mit Potenzmitteln
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Potenzmittel und Wechselwirkungen: Welche Medikamente sind gefährlich?

Potenzmittel Vergleich Portal
9 Min. Lesezeit
PDE-5-Hemmer können gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Erfahren Sie, welche Kombinationen Sie unbedingt vermeiden sollten und was bei der Einnahme zu beachten ist.

Medizinischer Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung. Konsultieren Sie bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt. Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten.

Was sind Wechselwirkungen bei Potenzmitteln?

Potenzmittel wie Viagra, Cialis, Levitra und Spedra gehören zur Wirkstoffgruppe der PDE-5-Hemmer und greifen in den Stoffwechsel und die Durchblutung des Körpers ein. Wechselwirkungen entstehen, wenn diese Medikamente mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden und sich deren Effekte gegenseitig verstärken, abschwächen oder unerwünschte Reaktionen auslösen.

Manche Kombinationen sind lediglich unangenehm, andere können jedoch lebensgefährlich sein. Besonders kritisch wird es, wenn Potenzmittel mit Medikamenten kombiniert werden, die ebenfalls auf das Herz-Kreislauf-System wirken.

Wie entstehen Wechselwirkungen?

PDE-5-Hemmer blockieren das Enzym Phosphodiesterase-5, das für den Abbau von cGMP zuständig ist. Dadurch erweitern sich die Blutgefäße – nicht nur im Penis, sondern im gesamten Körper. Dies führt zu einer leichten Blutdrucksenkung, die bei gesunden Männern normalerweise kein Problem darstellt.

Problematisch wird es jedoch, wenn andere Medikamente eingenommen werden, die ebenfalls den Blutdruck senken oder über ähnliche Stoffwechselwege abgebaut werden. Dann können sich die Effekte potenzieren.

Lebensbedrohliche Kombination: Nitrate und Potenzmittel

Die gefährlichste Wechselwirkung besteht zwischen PDE-5-Hemmern und Nitraten. Diese Kombination ist absolut kontraindiziert und kann tödlich enden.

Was sind Nitrate und wofür werden sie eingesetzt?

Nitrate sind Medikamente zur Behandlung von Angina pectoris (Herzenge) und anderen Herzerkrankungen. Sie erweitern die Herzkranzgefäße und senken den Blutdruck. Häufig verordnete Nitrate sind:

  • Nitroglycerin (Nitrolingual-Spray, Nitrostat)
  • Isosorbiddinitrat (ISDN)
  • Isosorbidmononitrat (ISMN)
  • Molsidomin (Corvaton)
  • Pentaerythrityltetranitrat (PETN)

Auch Amylnitrit (“Poppers”), das als Partydroge verwendet wird, gehört zu den Nitraten.

Warum ist diese Kombination so gefährlich?

Nitrate und PDE-5-Hemmer wirken beide gefäßerweiternd und blutdrucksenkend. In Kombination verstärken sie sich gegenseitig so stark, dass es zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall kommen kann.

Die Folgen können sein:

  • Schwerer Schock
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Bewusstlosigkeit
  • Herzstillstand

Selbst kleine Mengen Nitrate können in Kombination mit Potenzmitteln gefährlich sein. Deshalb gilt: Absolutes Verbot der gleichzeitigen Einnahme.

Wie lange müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden?

Falls Sie normalerweise Nitrate einnehmen, aber für einen bestimmten Zeitpunkt auf Potenzmittel nicht verzichten möchten, müssen Sie folgende Mindestabstände beachten:

  • Nach Viagra (Sildenafil): Mindestens 24 Stunden vor und nach der Einnahme keine Nitrate
  • Nach Levitra (Vardenafil): Mindestens 24 Stunden
  • Nach Cialis (Tadalafil): Mindestens 48 Stunden (wegen der langen Wirkdauer)
  • Nach Spedra (Avanafil): Mindestens 24 Stunden

Wichtig: Diese Abstände gelten nur für kurzwirksame Nitrate bei Bedarf. Bei regelmäßiger Nitrat-Einnahme oder langwirksamen Nitraten ist die Kombination generell verboten.

Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Kardiologen, bevor Sie Potenzmittel verwenden, wenn Sie an einer Herzerkrankung leiden.

Blutdrucksenker und PDE-5-Hemmer

Viele Männer mit Erektionsstörungen nehmen gleichzeitig blutdrucksenkende Medikamente ein. Hier ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Kombinationen sind unbedenklich.

Alpha-Blocker

Alpha-Blocker werden bei Bluthochdruck und gutartiger Prostatavergrößerung eingesetzt. Beispiele sind:

  • Doxazosin (Cardular)
  • Terazosin (Flotrin)
  • Alfuzosin (UroXatral)
  • Tamsulosin (Omnic)

Wechselwirkung: In Kombination mit PDE-5-Hemmern kann es zu einem deutlichen Blutdruckabfall mit Schwindel, Benommenheit oder Ohnmacht kommen.

Empfehlung:

  • Starten Sie mit der niedrigsten Dosis des Potenzmittels
  • Nehmen Sie das Potenzmittel mindestens 6 Stunden nach dem Alpha-Blocker ein
  • Bei Tamsulosin ist das Risiko geringer als bei anderen Alpha-Blockern
  • Besprechen Sie die Kombination unbedingt mit Ihrem Arzt

Andere Blutdrucksenker

Bei den meisten anderen Blutdrucksenkern (ACE-Hemmer, Sartane, Betablocker, Kalziumantagonisten, Diuretika) ist die Kombination mit PDE-5-Hemmern in der Regel möglich. Dennoch kann es zu einer Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung kommen.

Empfehlung:

  • Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck regelmäßig
  • Achten Sie auf Schwindel oder Schwächegefühle
  • Informieren Sie Ihren Arzt über alle eingenommenen Medikamente
  • Eventuell muss die Dosierung angepasst werden

Weitere wichtige Wechselwirkungen

HIV-Medikamente (Proteasehemmer)

Proteasehemmer wie Ritonavir, Saquinavir oder Indinavir hemmen den Abbau von PDE-5-Hemmern in der Leber. Dadurch steigt die Konzentration im Blut stark an, und die Wirkung wird deutlich verstärkt.

Empfehlung:

  • Maximale Sildenafil-Dosis: 25 mg pro 48 Stunden
  • Maximale Tadalafil-Dosis: 10 mg alle 72 Stunden
  • Vardenafil sollte nicht verwendet werden
  • Avanafil ist möglich, aber mit reduzierter Dosis

Antimykotika und Antibiotika

Bestimmte Pilzmittel (Ketoconazol, Itraconazol) und Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin) hemmen ebenfalls den Abbau von PDE-5-Hemmern.

Empfehlung: Reduzierte Dosis des Potenzmittels verwenden und auf Nebenwirkungen achten.

Grapefruitsaft

Grapefruitsaft hemmt ein wichtiges Enzym (CYP3A4) in der Leber, das PDE-5-Hemmer abbaut. Die Wirkung kann dadurch unvorhersehbar verstärkt werden.

Empfehlung: Vermeiden Sie Grapefruitsaft bei Einnahme von Potenzmitteln. Auch andere Zitrusfrüchte wie Pampelmusen oder Bitterorangen können ähnliche Effekte haben.

Alpha-Liponsäure

Das Antioxidans Alpha-Liponsäure kann die Wirkung von PDE-5-Hemmern verstärken. Dies ist meist unproblematisch, aber achten Sie auf verstärkte Nebenwirkungen.

Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen

Bestimmte Antiarrhythmika (Amiodaron, Chinidin, Sotalol) können in Kombination mit Potenzmitteln zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.

Empfehlung: Nur nach kardiologischer Freigabe verwenden.

Kontraindikationen: Wann Sie auf Potenzmittel verzichten sollten

Neben Wechselwirkungen gibt es auch absolute Kontraindikationen – Situationen, in denen PDE-5-Hemmer grundsätzlich nicht eingenommen werden dürfen:

Absolute Kontraindikationen

  • Einnahme von Nitraten oder NO-Donatoren
  • Schwere Herzinsuffizienz
  • Kürzlich erlittener Herzinfarkt (weniger als 90 Tage)
  • Kürzlich erlittener Schlaganfall (weniger als 6 Monate)
  • Instabile Angina pectoris
  • Unkontrollierter Bluthochdruck (über 170/100 mmHg)
  • Sehr niedriger Blutdruck (unter 90/50 mmHg)
  • Schwere Lebererkrankung
  • Erbliche Augenerkrankungen (Retinitis pigmentosa)
  • Allergie gegen den Wirkstoff

Relative Kontraindikationen

Bei folgenden Erkrankungen ist besondere Vorsicht geboten, und die Einnahme sollte nur nach ärztlicher Abwägung erfolgen:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit mittlerem Risiko
  • Anatomische Penisveränderungen (Verkrümmung, Peyronie-Krankheit)
  • Erkrankungen mit erhöhtem Risiko für Priapismus (Sichelzellanämie, Leukämie)
  • Magengeschwüre
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Schwere Niereninsuffizienz

Was tun bei Wechselwirkungen oder Überdosierung?

Symptome gefährlicher Wechselwirkungen

Folgende Warnsignale deuten auf ernste Probleme hin:

  • Extremer Schwindel oder Benommenheit
  • Ohnmacht oder Bewusstseinsverlust
  • Starke Brustschmerzen
  • Unregelmäßiger oder sehr langsamer Herzschlag
  • Atemnot
  • Plötzlicher Seh- oder Hörverlust
  • Schmerzhafte Dauererektion (Priapismus) über 4 Stunden

Erste Hilfe

Bei schweren Symptomen:

  1. Sofort den Notarzt rufen (112)
  2. Informieren Sie die Rettungskräfte über alle eingenommenen Medikamente
  3. Legen Sie die Person flach hin und lagern Sie die Beine hoch
  4. Öffnen Sie beengende Kleidung
  5. Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage
  6. Bleiben Sie bei der Person, bis der Notarzt eintrifft

Wichtig: Verschweigen Sie nicht die Einnahme von Potenzmitteln aus falscher Scham. Diese Information kann lebensrettend sein und unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht.

Wie Sie Wechselwirkungen vermeiden

Vor der Einnahme

  1. Vollständige Medikamentenliste erstellen: Notieren Sie alle verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und pflanzlichen Präparate
  2. Ärztliche Beratung einholen: Besprechen Sie die Liste mit Ihrem Arzt oder Apotheker
  3. Packungsbeilagen lesen: Achten Sie auf Hinweise zu Wechselwirkungen
  4. Ehrlich sein: Verschweigen Sie keine Medikamente oder Vorerkrankungen

Bei der Einnahme

  1. Niedrig dosiert starten: Beginnen Sie mit der kleinsten verfügbaren Dosis
  2. Keine Experimente: Kombinieren Sie nicht mehrere Potenzmittel
  3. Kein Alkohol: Alkohol verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung
  4. Zeitliche Abstände einhalten: Beachten Sie die Einnahmezeiten anderer Medikamente
  5. Auf den Körper hören: Bei ungewohnten Symptomen die Einnahme abbrechen

Langfristig

  1. Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie Blutdruck, Leber- und Nierenwerte überprüfen
  2. Medikamente dokumentieren: Führen Sie einen Medikamentenpass
  3. Apotheker informieren: Nutzen Sie die Interaktionsprüfung Ihrer Apotheke
  4. Bei Änderungen reagieren: Informieren Sie Ihren Arzt, wenn neue Medikamente hinzukommen

Besondere Risikogruppen

Ältere Männer

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Wechselwirkungen, da:

  • Häufiger mehrere Medikamente eingenommen werden (Polypharmazie)
  • Der Stoffwechsel langsamer arbeitet
  • Die Nierenfunktion oft eingeschränkt ist
  • Vorerkrankungen wahrscheinlicher sind

Empfehlung: Starten Sie mit halber Dosis und steigern Sie nur bei guter Verträglichkeit.

Männer mit Herzerkrankungen

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist besondere Vorsicht geboten. Lassen Sie sich unbedingt von einem Kardiologen untersuchen, bevor Sie Potenzmittel einnehmen.

Risikoeinstufung nach Herzbelastung:

  • Niedriges Risiko: Kontrollierter Bluthochdruck, leichte stabile Angina → PDE-5-Hemmer meist möglich
  • Mittleres Risiko: Mittelschwere Angina, kürzlich Herzinfarkt (90 Tage bis 6 Monate) → Erst nach Belastungstest
  • Hohes Risiko: Instabile Angina, unkontrollierter Bluthochdruck, schwere Herzinsuffizienz → Kontraindiziert

Männer mit Leber- oder Nierenerkrankungen

Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion werden PDE-5-Hemmer langsamer abgebaut. Die Wirkung hält länger an, und das Risiko für Nebenwirkungen steigt.

Empfehlung: Dosisanpassung durch den Arzt, engmaschige Kontrollen.

Fazit: Sicherheit geht vor

Potenzmittel sind bei richtiger Anwendung sichere und effektive Medikamente. Allerdings können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – insbesondere Nitraten – lebensgefährlich sein.

Die wichtigsten Regeln:

  • Nitrate und PDE-5-Hemmer niemals kombinieren
  • Bei Alpha-Blockern Vorsicht walten lassen
  • Alle Medikamente und Vorerkrankungen dem Arzt mitteilen
  • Mit niedriger Dosis starten
  • Bei Nebenwirkungen oder Unsicherheiten sofort den Arzt kontaktieren
  • Kaufen Sie Potenzmittel nur bei seriösen Quellen mit ärztlicher Verschreibung

Ihre Gesundheit ist wichtiger als kurzfristige Erfolge. Gehen Sie verantwortungsvoll mit Medikamenten um, und scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen. Moderne Medizin kann Ihnen helfen – aber nur, wenn Sie sich an die Spielregeln halten.

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